Wie gefährlich ist eine Lohn-Preis-Spirale?

Heizen höhere Löhne tatsächlich die Inflation an?

Die Frühjahreslohnrunden nehmen langsam ein Ende und heimische Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter:innen hatten in den letzten Monaten einiges zu tun. Um der hohen Inflation entgegenzuwirken und Arbeitnehmer:innen zu entlasten, pochen Gewerkschaften auf hohe Lohnabschlüsse. Immer wieder entfachen jedoch hitzige Debatten darüber, ob Erhöhungen des Nominallohns für die Erhöhung des Preisniveaus verantwortlich seien. Überaus zähe Verhandlungen, u. a. im Handel sowie im IT-Bereich, über die neuen Kollektivverträge hatten zuletzt die Schlagzeilen dominiert. Die Bevölkerung leidet weiterhin unter der hohen Inflation, die vor allem den Energie- und Lebensmittelsektor betrifft. Die Gewerkschaften möchten natürlich intervenieren und die Kaufkraft stabilisieren. Die Wirtschaft hingegen warnt vor einer Lohn-Preis-Spirale.

 

Nun wie lässt sich Hypothese, dass höhere Löhne die Inflation weiter antreiben sollen, erklären?

Höhere Löhne bedeuten für Unternehmen höhere Kosten. Diese möchten/werden wiederum ihre gestiegenen Ausgaben an ihre Kund:innen weitergeben. In der Folge müssen Konsument:innen wieder mehr Geld für die Beschaffung von Waren und Dienstleistungen aufwenden. Der Effekt gestiegener Löhne zur Erhöhung der Kaufkraft hält somit nur für kurze Zeit an. Im Zuge der nächsten Kollektivvertragsverhandlungen werden Gewerkschaften erneut höhere Löhne fordern. Unternehmen auf der anderen Seite werden wiederum versuchen, die gestiegenen Kosten auf die Konsumenten abzuwälzen – die Lohn-Preis-Spirale, ein Teufelskreis, entsteht.

 

Erholung der Preise im Energiesektor

Hauptverantwortlich für die hohen Preissteigerungen in den letzten beiden Jahren waren vor allem gestiegene Preise im Energiesektor. Nach Rekordpreisen für Strom und Gas scheinen sich die Energiekosten allmählich wieder auf das Vorkrisenniveau einzupendeln. Dies schlägt sich auch in der Inflationsrate nieder, die in der Eurozone im Februar nur noch bei 2,6 % liegt. Zwar liegt die Teuerung mit 4,3 % in Österreich deutlich darüber, hat aber dennoch den niedrigsten Wert seit Dezember 2021 erreicht. Auch bei den Nahrungsmittelpreisen zeichnet sich allmählich eine deutliche Erholung ab.

 

Inflationskurve 03/2019 - 03/2024

 

Lohnerhöhungen müssen jedoch nicht zwingend zu höheren Preisen führen

Produktivitätssteigerungen könnten Abhilfe schaffen und zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten für Unternehmen abfangen. Eine Senkung der Lohnnebenkosten könnte, so fordern Wirtschaftsvertreter:innen, sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch für Betriebe zu einer Entlastung führen. Mit einer Abgabenquote von 46,8 % gehört Österreich im OECD Vergleich zu den Spitzenreitern, knapp hinter Belgien, Deutschland und Frankreich. Zusätzlich bleibt offen, ob Unternehmen in Märkten, wo hoher Konkurrenzdruck herrscht (z. B. Telekommunikations- und Energiebranche), Kostenerhöhungen aufgrund des starken Preiskampfes an die Preise und folglich an Konsument:innen weitergeben können.

 

Ist die Befürchtung einer Lohn-Preis-Spirale in Österreich berechtigt?

Durch die Lohnverhandlungen werden die Preissteigerungen der vergangenen zwölf Monate abgegolten. Unternehmen bezahlen somit durch die Abgeltung höherer Löhne in der Vergangenheit durchgesetzte Preiserhöhungen. Die Österreichische Nationalbank gibt hierbei auch Entwarnung. Demnach würden durch einen Lohnanstieg um einen Euro die Preise über die nächsten drei Jahre hinweg „lediglich“ um etwa 30 Cent steigen. Zwar sind höhere Löhne zu einem gewissen Teil für höhere Preise verantwortlich, eine Spirale würde nicht entstehen, da auch weitere Faktoren eine verstärkende oder dämpfende Wirkung auf die Teuerung haben können. So können etwa sinkende Kosten für Energie und Vorprodukte einen Teil der höheren Lohnkosten bei Unternehmen dämpfen. Eine weitere Erhöhung der Preise wäre nicht mehr notwendig und somit könnte die Spirale letztendlich durchbrochen werden.

 

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Mag. Fatih Topkaya

Fotoquelle: Wakolbinger
 

Autor:

Mag. Fatih Topkaya

Treasury und Handel, Oberbank AG