Wirtschaftsprognosen vom 20.08.2025

Achterbahnfahrt bei den Zöllen nimmt kein Ende

 

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Überblick

Achterbahnfahrt bei den Zöllen nimmt kein Ende

Während sich Europa auf einen neuen Deal mit Trump einigen konnte, haben sich die Fronten gegenüber anderen US-Handelspartnern wie der Schweiz verhärtet. Langfristige Lösungen scheinen wohl noch weit entfernt.

Ein neuer Deal konnte mit den USA ausverhandelt werden, der u. a. die Senkung der Zölle auf Produkte aus der Pharma- und Automobilindustrie betrifft. Währenddessen sollte der Nahost Konflikt weiterhin im Auge behalten werden, da die Ölpreise in die Höhe schießen könnten. Da in der Folge die Inflation anziehen könnte, wären Zinssenkungen vom Tisch und Zinserhöhungen müssten womöglich wieder thematisiert werden. Die hohe Unsicherheit an den Devisen- und Aktienmärkten wird aufgrund der politischen Situation in den USA sowie der globalen Konflikte bestehen bleiben. Der Krieg im Nahen Osten, die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine sowie Donald Trumps Rolle in Friedensverhandlungen bleiben zusätzliche Unsicherheitsfaktoren in den nächsten Monaten.

Die Inflationsrate in Ungarn und in Tschechien zeigte sich im Juli leicht rückläufig. Eine nachhaltige Erholung der schwächelnden Industrieproduktion, die durch die Zölle zusätzlich belastet wurde, ist noch nicht in Sichtweite. Wir erwarten von den Nationalbanken weiterhin eine vorsichtige Vorgehensweise in puncto Zinssenkungen.

 

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Quelle: Bloomberg Weighted Average 20.August 2025; e = estimated/geschätzt

 

Quelle: Bloomberg Weighted Average 20.August 2025; e = estimated/geschätzt


Quelle: Bloomberg Weighted Average 20.August 2025; e = estimated/geschätzt

 

Quelle: Bloomberg Weighted Average 20.August; e = estimated/geschätzt

 

Diese Prognose ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

 

 

Euroraum

 

Euroraum

Niedrige Inflation, niedrige Zinsen und ein Ende des Zollkonflikts?

Die Inflation verharrt auf einem niedrigen Niveau und auch beim Handelskonflikt mit den USA scheint nach der Einigung mit Trump etwas Ruhe eingekehrt zu sein.

 

Die europäischen Staats- und Regierungschefs konnten im Juli einen Deal mit Trump ausverhandeln, welcher vielerorts für Erleichterung sorgte. Demnach werden die Zölle auf die Automobilbranche und die Pharmaindustrie auf 15 % gesenkt. Den Vereinigten Staaten werden im Gegenzug sämtliche Zölle auf Industriegüter erlassen. Wenn man sich Trumps chaotisches Verhalten seit seinem Amtsantritt im Jänner ansieht, bleibt es jedoch höchst fraglich, ob er sich in den nächsten Monaten auch tatsächlich an die Abmachungen halten wird.

 

Die schwächelnde Baubranche und Industrie schränken das Wirtschaftswachstum in Zentraleuropa ein. Trumps Zölle haben in den letzten Monaten großen Schaden angerichtet und eine Erholung wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Der massive Stellenabbau in der deutschen Automobilindustrie bereitet auch den Zulieferern aus Österreich und Tschechien große Sorgen. Hoffnungen zur Ankurbelung der angeschlagenen deutschen Wirtschaft liefert das Finanzpaket der deutschen Regierung. Geplant sind Investitionen in Höhe von bis zu EUR 1,7 Billionen für Verteidigung und Infrastruktur, wodurch das angeschlagene Wirtschaftswachstum wieder einen Schub erhalten soll. Währenddessen verharrt die Inflation im Euroraum seit Juni weiter auf dem Zielniveau der EZB von 2,00 %.

 

*Mit Leitzins ist der Hauptrefinanzierungssatz der EZB und nicht der Einlagesatz gemeint. Der Spread beträgt seit September 2024 0,15 statt 0,50 %.
Quelle: Oberbank Prognose

 

Der Leitzins wurde in diesem Jahr bereits vier Mal um je 0,25 % gesenkt. Äußerungen der EZB-Chefin Lagarde lassen keine Zweifel daran, dass künftige Entscheidungen über Zinssenkungen weiterhin datenabhängig getroffen werden sollen. Sowohl Trumps Glaubwürdigkeit als auch die Inflationsentwicklung in den größten europäischen Industrienationen wird die Entscheidung der EZB im Zuge der nächsten Sitzungen maßgeblich beeinflussen. Eine weitere Zinssenkung um 0,25 % gegen Ende des Jahres ist im Rahmen des Möglichen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die Verärgerung in Europa über Trumps Achterbahnfahrt beim Zollkonflikt wächst. Immer mehr Politiker fordern hierzulande mehr Entschlossenheit bei der Verabschiedung von Gegenzöllen. Dennoch wird auf EU-Ebene weiterhin eine Verhandlungslösung angestrebt. Die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sind um eine diplomatische Lösung bemüht. Eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wird zwar wohl noch einige Zeit dauern, das BIP scheint in der Eurozone die Talsohle bereits erreicht zu haben. Das Finanzpaket der deutschen Regierung sowie Hoffnungen auf eine Lösung im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland könnten dem Euro zumindest langfristig etwas Halt bieten.

 

 

USA

 

USA

US-Staatsschulden erreichen Rekordniveau

Trump hat sich mit Europa auf eine Übergangslösung beim Zollkonflikt geeinigt. Währenddessen sind Angriffe auf den Fed Chef Powell weiterhin an der Tagesordnung.

 

Die US-Wirtschaft, allem voran der Arbeitsmarkt präsentierte sich in der Vergangenheit meist von ihrer robusten Seite. Zölle, die von Trump angekündigt und kurze Zeit später wieder aufgeschoben werden, immer wieder auftretende Spannungen zwischen den USA und China, sind aktuell ein großer Unsicherheitsfaktor und hinterlassen ein Chaos an den Märkten. Fraglich bleibt ob sich die USA und in China in puncto Zölle auch auf eine langfristige Lösung nach dem Ende der dreimonatigen Frist am 12. August einigen können. Die Erdölpreise, die der globalen Teuerung einen erneuten Schub geben könnten, sollten wie der Nahost-Konflikt und die Haltung Trumps dazu in den nächsten Monaten unbedingt im Auge behalten werden. Die Unabhängigkeit der Fed könnte bald auf der Kippe stehen. Verbale Angriffe auf den FED-Chef Powell, Forderungen zur Senkung des Zinsniveaus sowie Gerüchte über eine vorzeitige Entlassung häufen sich. Die Einführzölle könnten die Wirtschaft ausbremsen und gleichzeitig die Inflation in die Höhe schießen lassen. Eine Senkung der Leitzinsen käme wohl dann nicht mehr in Frage. Eine politische Einflussnahme auf die Entscheidungen von Notenbanken würde zu einem massiven Vertrauensverlust an den Märkten führen. Dies würde den US-Dollar zusätzlich zur Zollproblematik belasten und der Inflation einen Schub geben.

 

*oberer Rand des Zielbandes
**10Y USD gegen SOFR

Quelle: Oberbank Prognose

 

Unterdessen hat die Inflation mit 2,30 % im April im Vergleich zum Vormonat erneut leicht nachgelassen. Aufgrund Donald Trumps Zollkonflikten dürfte die Fed in diesem Jahr auf ihrer vorsichtigen Vorgehensweise in puncto Senkungen des Leitzinsniveaus beharren. Dies dürfte jedoch Donald Trump, der gerne niedrigere Zinsen sehen möchte, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, ein Dorn im Auge sein. Mit einer Zinssenkung durch die FED rechnen wir frühestens im dritten Quartal dieses Jahres. Trump dürfte Interessen haben, nach dem Ende von Powells Amtszeit im Juni 2026 jemanden als Nachfolger zu ernennen, der dessen Zinssenkungsfantasien teilt.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Einer der Gründe für Trumps Forderungen nach niedrigeren Zinsen: Die hohe Staatsverschuldung in den USA. Die gesamte Staatsverschuldung liegt per Ende Juli bei USD 37 Billionen. Allein die Zinsaufwendungen im Jahr 2024 liegen bei über einer Billionen US-Dollar und übertreffen sogar die Militärausgaben. Daneben könnten umfassende Steuersenkungen für Unternehmen die Staatsschulden weiter in die Höhe treiben. Die Einnahmen aus Trumps kontroverser Zollpolitik sollen hingegen den rasanten Anstieg der Staatsschulden ausbremsen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die aktuellen Entwicklungen beim EUR/USD Kurs werden nach wie vor maßgeblich vom politischen Geschehen in den Vereinigten Staaten beeinflusst. Nachhaltige Einigungen bei der Zollproblematik könnten dabei helfen, die Eskalationsspirale zu durchbrechen und dem Dollar langfristig wieder etwas an Auftrieb verleihen. Bis dahin bleibt aber die Volatilität weiterhin hoch und kleine Rücksetzer sind im Rahmen des Möglichen. Diese sollten vor allem von USD-Verkäufern genau beobachtet und ausgenutzt werden.

Die Unberechenbarkeit von Trumps Politik bei den Handelskonflikten sowie Angriffe auf die Unabhängigkeit der Fed werden den US-Dollar kurz- als auch langfristig weiterhin belasten. Größere Zinssenkungen nach dem Ende von Powells Amtszeit im Mai 2025 könnten die Währung unter Druck setzen und wir rechnen gegen Mitte des Jahres 2026 mit EUR/USD Kursen um 1,25.

 

 

Tschechien

 

Tschechien

Leichte Erholung der Inflation

Während die Inflation leicht abgenommen hat, macht die schwache Auslandsnachfrage der tschechischen Industrie weiterhin schwer zu schaffen

Die Zollkonflikte mit den USA treffen auch die tschechische Wirtschaft hart. Tschechien gilt als Exportnation schlechthin und der Großteil der hergestellten Produkte (85 %) landet in Europa. Eines der Zugpferde der tschechischen Wirtschaft, nämlich die Automobilindustrie, die mehr als ⅓ vom Industrie BIP ausmacht, bereitet momentan große Sorgen. Die Auslandsnachfrage wird weiterhin schwächeln und da Tschechien als Zulieferer- bzw. Produktionsland deutscher Automobilkonzerne gilt, wird auch die dortige Industrie darunter leiden. Die tschechische Wirtschaft dürfte im Jahr 2025 voraussichtlich um rund 2 % wachsen - getragen in erster Linie vom Konsum privater Haushalte. Einer deutlichen Zunahme der Teuerung im Juni auf 2,90 % folgte im Juli eine leichte Abnahme auf 2,70 %. Aufgrund der Entwicklungen der letzten Monate erwarten wir trotz alledem eine hartnäckige Teuerung.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Aufgrund der hartnäckigen Inflation, der Zollrisiken und globalen Konflikte wird die tschechische Zentralbank wie die EZB eine ähnlich vorsichtige und datenbasierte Vorgehensweise in puncto Zinssenkungen wählen und dabei die Währung im Auge behalten. Sowohl das Tempo als auch das Ausmaß künftiger Senkungsschritte (Leitzins seit Mai bei 3,50 %) wird verhalten ausfallen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Eine schwache Krone würde Importe für tschechische Unternehmen verteuern und die Inflation zusätzlich anheizen. Vorsichtige Senkungsschritte und somit ein hohes Zinsniveau werden tendenziell der Währung zugutekommen und so rechnen wir gegen Jahresende mit einer stabilen Krone und EUR/CZK Kursen um 24,700.

 

 

Ungarn

 

Ungarn

Auch die ungarische Wirtschaft leidet unter Trumps Zollstreitigkeiten

Trotz eines Rückgangs von 4,60 % im Juni auf 4,30 % im Juli ist die ungarische Teuerung noch weit vom Zielwert der Nationalbank von 3,00 % entfernt.

Neben dem tschechischen leidet auch das ungarische Wirtschaftswachstum weiterhin. Die Gründe liegen u. a. in der heimischen Produktion, die aufgrund einer schwächelnden Auslandsnachfrage (in erster Linie Deutschland) massiv zurückgefahren werden musste. Ein weltweiter Rückgang der Teuerung und des Zinsniveaus dürfte den Ungarn zugutekommen. Hier dürften Exporte durch eine Erholung der globalen Nachfrage und ansteigender Auslandsinvestitionen zunehmen. Bekannte deutsche Automobilhersteller betreiben Produktionswerke in Ungarn. Somit wird bis eine Einigung bei der Zollproblematik in Sichtweite ist, auch die ungarische Automobilindustrie unter den Handelsbeschränkungen leiden.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Bis eine nachhaltig rückläufige Tendenz bei der Inflation zu sehen ist, erwarten wir weiterhin eine vorsichtige Vorgehensweise durch die ungarische Nationalbank (MNB). Die erste Senkung erwarten wir frühestens im September. Viktor Orban möchte jedoch ebenso wie Trump mehr Mitspracherecht in Bezug auf Zentralbankentscheidungen. Der ehemalige Finanzminister und Fidesz Politiker Mihaly Varga gilt als enger Vertrauter Viktor Orbans und ist seit Jahresmitte der neue Präsident der MNB. Politische Interventionen könnten die Unabhängigkeit der ungarischen Nationalbank einschränken und der Forint könnte in Mitleidenschaft gezogen werden …

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die Teuerungsrate ist nach wie vor zu hoch und übereilte Zinssenkungen könnten den ungarischen Forint unter Druck setzen. Der positive Realzins bietet der MNB im Moment großen Spielraum in puncto Zinssenkungen. Die Ankurbelung der heimischen Wirtschaft ist zwar ein wichtiges Ziel, jedoch möchte die MNB eine weitere Belastung des Forint unter allen Umständen vermeiden, da ansonsten die Teuerung erneut angeheizt werden würde. Kleinere Zinssenkungen dürften den Forint gegen Ende des Jahres etwas unter Druck setzen während stabile Zinsen im Verlauf der nächsten Monate der Währung Halt geben dürften.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Wir erwarten stabile EUR/HUF Kurse in einer Bandbreite zwischen 395 und 400.

 

Der Artikel wurde am 26.08.2025 aktualisiert.

Autor: Fatih Topkaya

 

 

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Mag. Fatih Topkaya

Fotoquelle: Wakolbinger
 

Autor:

Mag. Fatih Topkaya

Treasury und Handel, Oberbank AG