15.09.2023 ‐ Eventnachbericht

Gebündelte Zuversicht und Tatkraft in der Krise

Zwei Vorbilder an unternehmerischer Stärke lieferten bei den Oberbank Industriegesprächen im Donau-Forum einmal mehr den Beweis, dass Optimismus und Selbstvertrauen wesentliche Faktoren des Erfolgs sind.

Talsohle von Inflation und Wirtschaftsflaute erreicht?

Bevor Hausherr Franz Gasselsberger sich den aktuellen Problemen zuwandte, lobte er die Fähigkeiten der folgenden Key-Note-Speaker: Andreas Klauser, CEO der Palfinger AG, vereine im Typus des modernen Managers Umsicht, Erfahrung und effizientes Netzwerken. Horst Felbermayr, CEO der Felbermayr Holding, repräsentiere wiederum den aktuellen Spross eines Familienbetriebs, den Tempo, aber auch perfektes Timing auszeichne. Die derzeitige Situation schätzte der Gastgeber folgendermaßen ein:

Die wirtschaftliche Großwetterlage ist herausfordernd. Auch wenn Deutschland und Österreich im europäischen Vergleich Aufholbedarf haben, ist es positiv zu werten, dass die Menschen ein Einkommen haben und sich der private Konsum stabilisiert. Zusammen mit dem deutlichen Rückgang der Produzentenpreise könnte dies dazu führen, dass die Inflation 2024 markant zurückgeht.

Gasselsberger ging davon aus, dass weitere Zinserhöhungen ausbleiben werden. Die Oberbank habe zwar von den Anhebungen profitiert, davor aber fast ein Jahrzehnt lang nichts verdient. Kreditmittel, zum Beispiel für die Industrie, können Banken nur mit ausreichendem Kapital, Ergebnissen und der nötigen Risikofähigkeit zur Verfügung stellen. Die Oberbank habe so in den vergangenen 10 Jahren die Schaffung von 23.000 Häusern und Wohnungen ermöglicht.

 

Schwarzmalerei als Sackgasse
Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ, wies zum einen darauf hin, dass es seit der Lehmann-Pleite 2008 eine Reihe von Jahren aufwärtsging, die letzten zwei Jahre rezessiv verliefen und mit 2024 ein Zeitraum der Anpassung bevorstehe. Zum anderen stimme ihn die Vorreiterrolle der oberösterreichischen Industrie mit 27 Prozent an der bundesweiten Wertschöpfung und 200.000 Arbeitsplätzen zuversichtlich. 50 Prozent der Unternehmen seien zudem familiengeführt, denken langfristig und behaupten sich mit Resilienz.
Susanne Dickstein, Chefredakteurin des Event-Kooperationspartners OÖ Nachrichten, reflektierte selbstkritisch die Mitverantwortung der Medien an der derzeitigen trüben Stimmung. Verkaufsfördernd seien meist nur „Bad News“, tatsächlich führe aber nur Optimismus aus der Krise heraus.

 

Mehr als nur Bestnoten für Hebetechnik
Andreas Klauser zeichnete die Entwicklung von Palfinger als Anbieter innovativer Kran- und Hebelösungen von der kleinen Werkstatt zum Global Player innerhalb von über 90 Jahren nach. Heute beschäftige der Betrieb 13.000 Mitarbeiter, verfüge weltweit über 30 Fertigungsstandorte und ein entsprechendes Vertriebs- und Servicenetzwerk. Seine Firma habe sich den ursprünglichen Pioniergeist bewahrt und sehe die Krise als große Chance, besser und schneller als die Konkurrenz zu sein. Ihre Devise lautet: „In der Region für die Region“. Palfinger sehe sich keineswegs nur als Technologie- und Maschinenbaubetrieb — er suche auch Antworten auf Megatrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel. So werden auch moderne Arbeitsplatzmodelle für die Mitarbeiter/innen entwickelt oder unterstützen KI-Roboter die Fertigungsprozesse. Das Unternehmen bilde außerdem, so der Manager, zurzeit 140 Lehrlinge aus.

 

Der zweite Hauptreferent des Abends, Horst Felbermayr, präsentierte ebenso stolz sein 80-jähriges Familienunternehmen, die Felbermayr Holding. Schwerpunkte bilden die Transport- und Hebetechnik sowie der Baubetrieb. Dabei ist die Firmengruppe mit den Verkehrswegen Straße, Schiene und Wasser breit aufgestellt. Durch die Ausweitung auf 77 Standorte in 18 Ländern ließ sich der Nettoumsatz in den letzten zehn Jahren auf 677 Millionen Euro verdoppeln und wuchs die Belegschaft auf 3.000 Mitarbeiter/innen an. Besonders erwähnenswert seien die zahlreichen Tochterunternehmen und Beteiligungen wie Domarin, mit der sich nun Felbermayr auch als Schiffsbauer etabliere. Weiteres Beispiel: Mit Haeger & Schmidt decke die Holding zusätzlich die Binnenschifffahrt, den Short-Sea-Verkehr und die Hafenlogistik ab.


Brisante Talkrunde
In der abschließenden Gesprächsrunde unter der Moderation von Dietmar Mascher, dem stellvertretenden Chefredakteur der OÖN, wurde die momentane kritische Lage des Industriesektors beleuchtet. Pierer stellte etwa die Kosten pro Mitarbeiter/in und Jahr in Deutschland und Indien gegenüber: 58.000 zu 8.000 Euro. Heimische Betriebe müssten aber trotzdem die Bedingungen in Niedrig-Lohn-Ländern wie zum Beispiel in Bulgarien nutzen, um damit die Standorte in Österreich zu sichern. Kleinere Unternehmen mit Standorten ausschließlich hierzulande kämen daher mehr unter Druck. Felbermayr appellierte in diesem Sinne an die Politik, die Arbeitskraft weniger zu besteuern. Klauser lenkte wiederum den Blick auf die USA, die Betriebsansiedlungen massiv subventioniere und rascher umsetze.


Die Runde war sich auch einig, dass innerhalb der EU mehr Deregulierungen erfolgen sollten.