11.01.2024 ‐ Eventnachbericht

Das war die Oberbank Business Gala 2024

Europa muss die Perspektive wechseln

Ein Gesellschaftsereignis ersten Ranges mit imposantem Key-Note-Speaker, Prominenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik samt schwungvollem Ausklang bot heuer wieder die Oberbank Business Gala im berstend vollen Donau-Forum.

Keine Einbrüche wie befürchtet

Hausherr Franz Gasselsberger stellte im Rückblick fest: Energieengpässe und einschneidende Rezession seien 2023 ausgeblieben, die Inflation habe bereits den Rückwärtsgang eingelegt. Die Wirtschaft werde heuer wieder leicht an Schwung gewinnen. Was ihm aber Sorgen bereite: „Die Staatsschulden rücken wieder stärker in den Fokus. In Österreich wird über breit verteilte Unterstützungen und hohe Lohnabschlüsse die Inflation weiterhin hochgehalten. Die Schulden sind aber auch in Deutschland und in den USA explodiert. Daher brauchen die Staaten dringend niedrigere Zinsen — ob das der Kapitalmarkt mitträgt, wird eine der großen Fragen 2024.“

 

Herausforderungen Nachhaltigkeit und Personalbeschaffung

Gasselsberger stimme andererseits zuversichtlich, dass der Grundtenor der Unternehmen für die Zukunft wieder deutlich optimistischer klinge. Als Jahrhundertprojekt stufte er die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit ein. Noch fehle aber eine echte Aufbruchsstimmung. Die Politik müsse durch öffentlichen Druck dazu gebracht werden, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen.

 

Bei der Personalbeschaffung sollten die Unternehmen selbst den Hebel ansetzen und ihr oberste Priorität einräumen. Vor allem gelte es auch, so der Generaldirektor, angesichts des Oberbank-Jubiläums „40 Jahre Unabhängigkeit“ dieses Denken auf die nächste Generation zu übertragen.

 

 

 

Spitzenpolitiker für Kultur des Respekts

In der anschließenden Talkrunde unter Moderation von Christine Haiden plädierten der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und Landeshauptmann Thomas Stelzer für das Wiederherstellen eines von Achtung getragenen Umgangs zwischen Andersdenkenden. Das erfordere ebenfalls mehr Gelassenheit und weniger Aggressivität — nur so ließen sich die Grundwerte einer Demokratie etablieren. Was sie zusätzlich erwarten? Luger wies darauf hin, dass sich jeder vom bevorstehenden Marathon Planung, Strategie und Disziplin, besonders auch den Umgang mit widrigen Bedingungen abschauen könne. Stelzer wünschte sich mit der Kraft der Ideen als Motor eine dynamische Innovationskultur statt Vorschriften und Verbote. Ebenso setze er auf die positive Wirkung der Kultur, die 2024 in Oberösterreich mit dem Bruckner-Jubiläum und 23 Salzkammergut-Gemeinden als Europäischer Kulturhauptstadt die Chance zur internationalen Präsentation erhalte.

 

Welt erfährt Verschiebung der Achsen

Sigmar Gabriel, ehemaliger deutscher Vizekanzler und Bundesminister a.D., faszinierte mit seinem Vortrag, der den Fokus auf die gerade stattfindende Zeitenwende richtete. Die transatlantische Achse zwischen den USA und Europa beginne sich zu verschieben. Die Amerikaner lenkten ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen immer mehr auf den indopazifischen Raum, der die menschenreichste Zone darstelle. Europas Bevölkerung hingegen schrumpfe kontinuierlich. Solange die USA ihre Rolle als erste Weltordnungsmacht ausfüllte, konnte sich Europa ungestört wirtschaftlich entwickeln. Die Vereinigten Staaten zogen sich allerdings zuletzt aus immer mehr Weltgegenden zurück. Dieser Prozess wurde zwar letztes Jahr vom Ukrainekrieg gestoppt. Was aber, wenn sie auch hier ihre schützende und unterstützende Hand zurückziehen? Werden wir dann nach einer Niederlage der Ukraine das nächste Angriffsziel des Aggressors Putin? Europa scheint außerdem zu stark nur Innenschau zu betreiben, statt eine Vision ihrer künftigen Rolle in der Welt zu entwickeln. Gabriel stellte die Frage, ob wir dafür und für deren Umsetzung 100 Prozent Anstrengungen unternehmen wollen oder nur wie bei der Impf- oder Arbeitsquote 75 Prozent? Eine vorrangige Aufgabe der Politik wäre es, diese Erfordernisse den Bürger:innen klar zu machen. Sein Appell: Wir müssen viel mehr an die eigenen Ideen und Tugenden wie demokratische Werte glauben und unsere Stärke als größter Binnenmarkt ausbauen.

 

Swing Time

Ein schwungvoller Ausklang des Abends gelang dem Power-Frauen-Trio Monika Ballwein, Sabine Stieger und Kudra Owens, begleitet von der Big Band CAT PACK unter der Leitung von Markus Geiselhart. Welthits wie das gefühlvoll-beschwörende „Birdland“, die kraftvolle Ballade „Fever“ oder „A Natural Woman“ von Aretha Franklin brachten das Auditorium zum Vibrieren. Nach dem finalen „New York, New York“ und einem langanhaltenden Schlussapplaus erfolgte ein regelrechter Ansturm auf die Köstlichkeiten der bereitgestellten Buffets.