Gehen Österreich die Erfolgsfaktoren aus?

Österreichs Wirtschaft war in jüngster Zeit mit großen Herausforderungen konfrontiert – und das hinterlässt Spuren. In den nächsten Wochen werden die Wirtschaftsdaten für das erste Quartal 2024 veröffentlicht. Es wird ein Rückgang des Wirtschaftswachstums erwartet. Tritt dies ein, sehen wir seit vier Quartalen eine Phase des wirtschaftlichen Schrumpfens. Eine technische Rezession beginnt bereits ab zwei Negativquartalen.

 

Angesichts der Tatsache, dass die Welt in den letzten Jahren von Krise zu Krise stürzt, könnte man geneigt sein anzunehmen, diese Entwicklung sei ein weltweites Phänomen. Die Covid-Pandemie, internationale Anspannungen und/oder weitere Schwierigkeiten könnten als Gründe „herhalten“. Dieser Zugang wäre allerdings zu einfach - eine empirische Betrachtung gibt das nicht her.

 

Vergleicht man die österreichische Wirtschaft mit anderen Standorten zeichnet sich ein klares Bild. Während die Wirtschaftsleistung im gesamten Euroraum im Jahr 2023 um 0,4% leicht gewachsen ist, schrumpfte sie in Österreich um 0,7%. Die Prognose für 2024 (siehe Abbildung 1) zeigt, dass sich dieses Bild wohl nicht sehr schnell wandeln wird. Sie deutet auf eine leichte Erholung hin, die mit einem Wachstum von 0,6% aber unter dem Durchschnitt des Euroraums liegt.

 

Wirtschaftswachstumprognose der EU-Kommission 2024 (%)

 

Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für Österreich ist die Industrie. Sie leidet. Der Einkaufsmanagerindex für Hersteller ist ein wirtschaftlicher Indikator, der die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe anhand von Umfragen misst. Auch hier sieht man im internationalen Vergleich (siehe Abbildung 2), dass Österreich - gemeinsam mit Deutschland - momentan an Attraktivität verliert. Grund dafür ist der wachsende internationale Wettbewerb.

 

S&P Einkaufsmanagerindizes der Hersteller (März 2024)

 

Um den Anschluss an die Weltwirtschaft nicht zu verlieren muss sich Österreich einigen Herausforderungen stellen. Neben dem Einbremsen des stetig steigenden Bürokratieaufwandes, der immer mehr Ressourcen vom eigentlichen Unternehmenszweck abzieht, sind speziell der Fachkräftemangel und die Energiepreise anzuführen. Letztere sind im weltweiten Vergleich hoch. 2023 lag der durchschnittliche Strompreis für industrielle Verbraucher in Österreich bei 25,54 Cent pro Kilowattstunde. Betriebe in den USA und China zahlen im Schnitt unter 9 Cent.

 

Österreich ist mit seinen Herausforderungen nicht allein. Unser Nachbar Deutschland, mit Abstand unser größter Partner im Außenhandel, steht vor ähnlichen Herausforderungen. Der Erfolg der heimischen Wirtschaft wird daher nicht nur in Wien, sondern auch in Berlin und zu Teilen auch in Brüssel mitgestaltet. Maßnahmen zur Standort-Attraktivierung werden hüben wie drüben von Nutzen sein.

 

Trotz den aktuellen Herausforderungen darf nicht vergessen werden, dass Schwierigkeiten nichts Neues für unser Land sind. Österreich hat zahlreiche turbulente Zeiten gemeistert und sich als weltweiter Marktführer in vielen Branchen etabliert. Die Vergangenheit bezeugt die bemerkenswerte Resilienz und Innovationskultur sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Diese werden uns erneut dabei unterstützen mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen. Unsere größten Stärken bleiben unverändert unsere grundlegenden Werte wie Rechtsstaatlichkeit, eine unabhängige Justiz und das Engagement für Bildung, das uns einige der qualifiziertesten Arbeitskräfte weltweit beschert. Somit bleibt unsere Region trotz der aktuell pessimistischen Stimmung weiterhin ein attraktiver Standort für Vorreiterunternehmen.

 

Die Prognosen deuten auf ein positives BIP-Wachstum im Jahr 2024 hin, das sich voraussichtlich im Jahr 2025 weiter steigern wird. Bei allen Themen, die es zu lösen gibt, ist ein optimistischer Blick in die Zukunft daher durchaus angebracht.

 

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Muhamed Mustafa Tasdemir

Fotoquelle: Herrmann Wakolbinger

 

Autor:

Muhamed Mustafa Tasdemir

Treasury und Handel, Oberbank AG