27.09.2021 ‐ Finanzmarkt aktuell

Ende des Niedrigzinszaubers?

Die Notenbanken treten nach der Corona Pandemie wieder auf der Bühne der Post-Corona Wirtschaft auf. Erste schwingen schon den Zauberstab der Geldpolitik, haben Anleihekäufe verschwinden lassen und Zinserhöhungen aus dem Hut gezaubert. Bei anderen dauert es noch mit den Zaubersprüchen. Sehen wir gemeinsam den unterschiedlichsten Zauberern (Notenbankern) auf die Finger.

Die Corona Pandemie und ihre Folgen hat weltweit, besonders in den USA und Europa 2020, den Nullzinszauber populär gemacht. Mit der Impfung kam es zu einer verblüffenden Erholung der Volkswirtschaften. Der Konjunkturaufschwung führte zu einer Verknappung an den Rohstoffmärkten und wichtigen Zwischenprodukten (Halbleitern, Computerchips…). Die Nachfrage führte in kürzester Zeit zu enormen Preissteigerungen, sodass die Inflation in einigen Ländern neue Höchststände erreichte. Setzt sich die wirtschaftliche Erholung auch 2022 fort, werden Notenbanken zu wichtigen Magiern auf der Bühne der Geldpolitik. Sie murmeln Zaubersprüche für oder gegen die Zinswende oder schwingen in einigen Ländern bereits den Zauberstab für Zinserhöhungen.

 

Blicken wir über den Atlantik in die Vereinigten Staaten. Hier lässt Spitzenmagier Jerome Powell den Zinszauber schon aus dem Zylinder blinzeln. Auch Anleihekäufe könnte er schon bald von der Bühne verschwinden lassen.

Die US-Notenbank Federal Reserve unter Jerome Powell deutet bereits seit Juni eine Wende in der Zinspolitik an. Auf der Septembersitzung kündigte Gouverneur Powell die Möglichkeit eines baldigen „Taperings“ an, also das Zurückfahren der Anleihekäufe von monatlich 120 Mrd. US-Dollar, die zur Stützung der US-Wirtschaft in der Coronakrise dienten. Analysten erwarten einen konkreten Beschluss zur Reduktion der Anleihekäufe frühestens auf der nächsten Fedsitzung am 3. November. Laut Powell könnten die Anleihekäufe bis Mitte nächsten Jahres auslaufen, wobei dieser Zeitraum dehnbar ist.

 

Bis dahin dürfte der Leitzinssatz bei 0,00% - 0,25% liegen. Erst danach möchte die Fed zum Kunststück schreiten und mit Zinserhöhungen beginnen. Erste Voraussetzung dafür ist eine sich fortsetzende Erholung am Arbeitsmarkt. Aktuell fehlen noch 7 Mio. Arbeitsstellen im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Zweite Bedingung ist eine durchschnittliche Inflationsrate über 2,00%. Die Augustinflation lag bei 5,30% und die Notenbank rechnet auch 2022 mit einem erhöhten Niveau von rund 4,00%. Aus diesem Grund unterstützen immer mehr Mitglieder des Zauberer-Gremiums für Zinsen in der Fed eine erste Zinsanhebung Ende 2022.

 

Mickrig sieht es hingegen mit den Zauberkünsten der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. Hier könnte Magierin Christine Lagarde sich noch länger im Zauber für Anleihekäufe üben, bevor sie sich an große Zaubersprüche wie Zinserhöhungen versuchen kann.

EZB-Gouverneurin Lagarde hat sich auf der Zinssitzung im September nicht zur Reduktion der Anleiheprogramme geäußert. Das soll erst im Dezember passieren. Experten rechnen mit einer Verlängerung der Ankaufprogramme über März 2022 hinaus, nicht zuletzt wegen den nachlassenden Inflationserwartungen von 2,20% für 2021 und nur 1,70% 2022 im Euroraum. Ein weiterer Hemmschuh für die Zauberkraft der EZB ist der hohe Verschuldungsgrad in einigen EU-Staaten. Zinsanhebungen könnten solche Staaten schnell an den Rand der Unfinanzierbarkeit bringen und eine Post-Corona Staatsschuldenkrise wie 2012 heraufbeschwören. Das will die Riege der Zauberer der EZB geflissentlich vermeiden.

 

Auf der östlichen Bühne Europas sieht die Welt für Zauberer hingegen schon anders aus. Der Tschechische Zaubergroßmeister Jiri Rusnok ist hier mit seinen Künsten schon weiter fortgeschritten. Seit Juni lässt er die Leitzinsen deutlich höher, zuletzt auf 0,75% schweben. Bald schon könnte der Schwebezauber der CZK-Leitzinsen um ein weiteres halbes Prozent ansteigen und 1,25% erreichen. Befeuert werden die Zauberkünste der Tschechischen Nationalbank (ČNB) von einer Inflationsrate von 4,10% (August), niedriger Arbeitslosigkeit (3,60% im August) und einem starken Wirtschaftswachstum.

 

Noch weiter sind die Zauberer der Ungarischen Notenbank. Unter dem Eindruck einer explodierenden Inflation (zuletzt im August 4,90%) und einem sich abwertenden Ungarischen Forint war die MNB unter Zauberkünstler Gyorgy Matolcsy zu einem noch beeindruckenderen Schwebezauber im Stande. In 4 Schritten wurde der Leitzins von 0,60% auf 1,65% gehoben.

Nicht zuletzt hat die Norges Bank (Zentralbank von Norwegen) als erste Zentralbank unter den westlichen Industrieländern die Zinsen angehoben. Durch die starke wirtschaftliche Erholung im Zuge des Impffortschritts hat sie alle großen westlichen Zauberer hinter sich gelassen und könnte das Kunststück 2022 weitere vier Male wiederholen.

Kanada und Australien, vielleicht auch Großbritannien (wegen dem Brexit) sind in diesem Rundumblick noch ein Stück von ersten Zinsschritten entfernt.

 

Das Jahr 2022 wird zeigen, ob die US-Zentralbank Fed die nächste Notenbank im G-10 Zauberuniversum ist, die Zinsanhebungen aus dem Hut hervorzieht.

 

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