21.12.2021 ‐ Finanzmarkt aktuell

Steigender Inflationsdruck und geldpolitische Entscheidungswoche

von Nico Spindler

 

Die Inflationswerte verzeichnen aktuell in einigen führenden Industrieländern historische Höchststände. Die US-Inflationsrate für November ist im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,8% gestiegen, was den höchsten Anstieg seit 1982 darstellt. Im Euro-Raum betrug der Verbraucherpreisindex-Anstieg 4,9% im Jahresvergleich.

EZB und FED können ihrem Mandat der Gewährleistung von Preisniveaustabilität mit einem Inflationstarget von 2,0% derzeit nicht entsprechen. Die europäischen Notenbanker beschwichtigen und verweisen auf den transitorischen Charakter der Inflation. Die Weltwirtschaft befindet sich nach der durch die Pandemie hervorgerufenen Rezession in einem fragilen Zustand. Um den Aufschwung nicht zu gefährden, werden Notenbanken gemäßigt auf die Risiken der Inflation reagieren.

 

Die Triebfedern der Inflation sind vielschichtig. Angebotsseitig sind die sich abnehmende Globalisierung, die Politik der ölfördernden Länder und die internationalen Lieferkettenprobleme verantwortlich für den Inflationsdruck. Es wird eine Abschwächung der Basiseffekte und ein Rückgang des Inflationsdrucks im ersten Quartal 2022 erwartet. Es bestehen jedoch mehrere strukturelle Faktoren, die nachhaltig höhere Inflationsraten indizieren. In diesem Zusammenhang warnte die deutsche Bundesbank vor steigendem Lohndruck beziehungsweise Zweitrundeneffekten. FED-Chef Powell verlautbarte hierzu jüngst, dass die Inflation nicht nur transitorischen Charakter hat und mit anhaltend erhöhten Inflationsraten zu rechnen sei.

 

Das ifo-Institut und das IWH revidierten diese Woche nun die Inflationsprognosen für 2022 und deuten weiter steigende Inflationsraten an. Für Deutschland wird eine Inflationsrate von 3,3% (ifo) beziehungsweise 3,1% (IWH) erwartet. Für 2023 wird eine Rückkehr der Inflation auf 1,8% prognostiziert. Die OECD erhöhte zuletzt ihre 2022-Inflationsprognose der G20 auf 4,4%. Auch die EZB hat ihre Inflationsprognose für 2022 auf 3,2% nach oben revidiert. Von Seiten der EZB wird für 2023 auch von einem Inflationsrückgang von 1,8% ausgegangen.

 

Mit Spannung wurden nun die Ratssitzungen der EZB und FED letzter Woche erwartet. Die FED verkündete in ihrer Ratssitzung eine raschere als bisher geplante Anleihekaufdrosselung (Beendigung der Nettokäufe voraussichtlich Ende März 2022) und ebnet damit den Weg für früher als geplante Leitzinserhöhungen. Die FED-Dot-Plots (Zins-Prognose der FOMC-Mitglieder) deuten auf drei Zinsanhebungsschritte im Jahr 2022, sowie drei Schritte 2023 und zwei weitere im Jahr 2024 hin.

 

Bei der EZB-Ratssitzung wurde eine nur leichte Zügelung der ultralockeren Geldpolitik verkündet. Die Notenbank verkündete das Auslaufen des in der Pandemie auferlegten Kaufprogramms PEPP mit Ende März 2022, mit der Option zur Reaktivierung im Bedarfsfall.  Das ältere Kaufprogramm APP soll weiterlaufen und wurde – um ein etwaiges Klippenrisiko zu vermeiden - für eine Übergangszeit modifiziert und temporär forciert. Das Ankaufvolumen wird im zweiten Quartal 2022 auf 40 Mrd. Euro verdoppelt und dann stufenweise in Q3 auf 30 Mrd. Euro und ab Q4 auf 20 Mrd. Euro gedrosselt. Ein Ende des APP-Programms gilt als Voraussetzungen für Zinserhöhungen, womit Erhöhungen der Zinsen im Jahr 2022 als unwahrscheinlich gelten. Der Weg für eine etwas straffere Geldpolitik ist somit geebnet, jedoch gehen einigen hawkishen Analysten diese Entscheidungen in Anbetracht der Inflationsraten nicht weit genug und sie befürchten eine längerfristige Mandatsverletzung der EZB. Es stellt sich die Frage: Reicht das Tempo? Sind die Auslöser der Inflation überhaupt gelpolitisch zu lösen und wird eine reine Senkung der Kaufprogramme genügen?

 

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Es handelt sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte. Zukünftige Entwicklungen können davon nicht abgeleitet werden.

 

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