Fix oder variabel – ein Blick in die Vergangenheit!

Seit Sommer 2022 hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen angehoben, wodurch dieser mittlerweile auf einem Niveau von 4,50 % notiert. Damit einhergeht, dass der für variable Verzinsungen relevante 3 bzw. 6 Monats-Euribor ebenfalls entsprechend anstieg.

 

Für Kreditnehmer:innen mit variabler, sprich sich verändernder Zinsstruktur, hat sich der Zinsaufwand damit im letzten Jahr deutlich erhöht. Diese Anstiege stellen in erster Linie die Kreditnehmer:innen und im weiteren Schritt die Wirtschaft vor Herausforderungen.


Tatsache ist, dass Kreditnehmer:innen mit variabler Verzinsung momentan mehr an Zinsen zahlen als jene mit einem fix vereinbarten Zins. Neben der aktuellen Zinsbelastung ist aber auch die Frage nach der zukünftigen Entwicklung der Zinsen für die Kreditnehmer:innen zentral. Um diese Frage beantworten zu können, ist ein Blick auf die Wirtschaft und die Zinspolitik der EZB erforderlich.


Konjunkturell gesehen erlebte die Eurozone erstmals seit Sommer 2022 einen Aufschwung. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni um 0,3 % zum Vorquartal. Zu beachten gilt hierbei aber, dass zwischen den einzelnen Euro-Länder starke Unterschiede im BIP vorhanden sind. Während beispielsweise Irland mit einem Plus von 3,3 % ein deutliches Wachstum verzeichnet, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland und Österreich.


Die Europäische Zentralbank hat sich – auftragsgemäß – der Bekämpfung der Inflation verschrieben. Mit massiven Zinserhöhungen versuchte man den steigenden Preisen Herr zu werden. Die Inflationsraten befinden sich im Sinkflug – wenn auch auf einem langsamen. Präsidentin LaGarde ließ zuletzt den Weg der Zinspolitik offen. Viele Marktteilnehmer erwarten momentan allerdings, dass die EZB keine weitere Zinserhöhung mehr vornehmen wird und der nächste Zinsschritt – wann immer der sein wird – eine Senkung ist.


In diesem Umfeld könnte sich auch die aktuell inverse Zinskurve (kurze Zinsen sind höher als lange) wieder normalisieren. Und spätestens dann stellt sich die Frage, welche Zinssatzgestaltung die „richtige“ ist – fix oder variabel.


Für eine fixe Verzinsung spricht der Umstand, dass damit eine glasklare Kalkulationsbasis für den zukünftigen Zinsaufwand besteht. Der Vorteil der variablen Verzinsung besteht in der Anpassung der Zinsen nach unten, aber auch im Risiko steigender Zinsen.


Wie haben sich fixe und variable Zinsen in der Vergangenheit entwickelt?

 

Differenz fix vs. variabel Euro Zinsen

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Es handelt sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte. Zukünftige Entwicklungen können davon nicht abgeleitet werden.

 

Die o. a. Grafik zeigt, in welchen Fällen es in der Vergangenheit vorteilhafter war, eine variable- oder eine fixe Zinsvereinbarung abzuschließen. Alle Werte über der Null-Linie zeigen jene Zeitpunkte, an denen es günstiger war, eine Finanzierung mit einer Laufzeit von zehn Jahren, variabel verzinst zu gestalten. Alle Werte kleiner Null stellen jene Zeitpunkte dar, an denen es besser war (bisher zumindest – sofern die 10 Jahresperiode noch nicht erfüllt ist) fix verzinste Finanzierungen anzuschließen. Haben Kreditnehmer zum Beispiel zu Beginn 1994 einen Fixzinskredit mit 10 Jahren Laufzeit abgeschlossen, so war dieser über die Laufzeit gesehen um über 3 % p. a. teurer als ein variabel verzinster Kredit.


Der variable Zinssatz lag seit Beginn der 90er Jahre in zirka 90 % der Fälle unterhalb des Fixzinses. In anderen Worten gesagt, wurden die variablen Kreditnehmer:innen in etwa 10 % der Fälle mit höheren Zinsen konfrontiert als bei fixer Verzinsung. (Beobachtungszeitraum 30.06.1990 – 30.06.2023; Quelle für Zinssätze Refinitiv, Berechnung eigene).


Erkennbar ist, dass der Vorteil variabler Zinsen im Vergleich zu fixen seit der Finanzkrise 2008 stetig schrumpfte und in Zeiten der extremen Niedrigzinspolitik klar zu Gunsten der fixen Verzinsung umschlug. Einhergehend mit der letzten Phase der Niedrigzinspolitik war auch das Auftreten einer inversen Zinskurve (kurze Zinssätze sind höher als lange). Da historisch betrachtet, die Phasen inverser Zinskurven eher die Ausnahme, und in der Regel auch nicht von sehr langer Dauer waren, galt die variable Verzinsung lange Zeit für viele Kreditnehmer als das Mittel der Wahl.


In der Vergangenheit haben sich Mischvarianten bewährt. So ist – je nach Ausprägung – im fest verzinsten Teil eine klare Kalkulationsbasis gegeben und damit Berechenbarkeit und für den variabel verzinsten Teil besteht die Chance auf einen sich verringernden Zinsaufwand, bzw. schlägt ein steigender Zinsaufwand nicht voll durch.


Welche Finanzierungsform letztendlich die passende ist, hängt vom Wunsch nach Gestaltung der Kreditnehmer:innen ab und sollte unbedingt in einem ausführlichen Termin mit den Berater:innen der Oberbank abgeklärt werden.

 

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Philipp Gessl, BSc

Fotoquelle: Herrmann Wakolbinger

 

Autor:

Philipp Gessl, BSc

Treasury und Handel, Oberbank AG